OHNE BILDUNG KEINE ENTWICKLUNG
KINDERGARTEN- UND SCHULPROJEKTE IN ÄTHIOPIEN
Meducare unterstützt verschiedene Kindergarten- und Schulprojekte in Äthiopien. Es handelt sich um insgesamt 56 Einrichtungen, die von mehr als 8.000 Kindern besucht werden. Die meisten Kindergärten und Schulen befinden sich in der südlichen Region, weitere in der Region Oromya (Gebiet um Addis Abeba). Die Fähigkeit, richtig lesen und schreiben zu können, ist eine Grundvoraussetzung zur beruflichen, gesellschaftlichen und politischen Teilhabe. Ohne Bildung kann es keine Entwicklung geben.
Die frühe Geschichte Äthiopiens kennt keine Schule. Was die Kinder wissen mussten, wurde von den Eltern und Großeltern an ihre Kinder und Enkel weitergegeben. Die Kinder mussten ihren Eltern zur Hand gehen. Die Jungen arbeiteten auf dem Feld oder hüteten die Tiere. Die Mädchen halfen im Haushalt, unterstützten die Mütter beim Wasserholen oder passten auf die jüngeren Geschwister auf. Da blieb nur wenig Zeit für Bildung.
Die frühe christliche Kirche brachte zumindest Ansätze mit, Kindern das Lesen und Schreiben zu vermitteln. Doch dies blieb zunächst nur den Kindern des Adels vorbehalten. Ende des 19. Jahrhunderts breiteten sich dann westliche Bildungsmethoden weiter aus, blieben aber noch immer reichen Leuten vorbehalten, die ihre Kinder in Schulen schickten oder Privatlehrer einstellten. Allerdings blieben selbst da die Mädchen außen vor. Ihre Rolle beschränkte sich weiter auf den Haushalt.
Seit Kurzem gibt es ein neues Gesetz in Äthiopien, das einen verpflichtenden Schulbesuch der Kinder vorschreibt. In der Praxis sieht es allerdings anders aus. Viele Kinder können nach wie vor nicht in die Schule gehen, weil sie zu Hause als Arbeitskräfte benötigt werden. Eine Kontrolle über die Einhaltung der Schulpflicht gibt es nicht wirklich.
Heute besteht das Schulsystem in Äthiopien aus einer achtjährigen Grundschule, der Primary School. Dann folgt zwei Jahre die Mittelschule, auch Secondary School genannt, und schließlich die Oberstufe, die High School, von ebenfalls zwei Jahren.
Die Schulprojekte der Harvest Church of God sind so aufgebaut, dass das Programm mit dem Kindergarten startet, wo die Kinder bereits mit dem Lesen und Schreiben beginnen. Einer der Gründe dafür ist, dass die sprachliche Bildung sehr viel Zeit benötigt und hier schon wichtige Grundlagen gelegt werden. Danach schließt sich die Grundschule an. Amharisch ist die offizielle Landessprache und meist auch die Unterrichtssprache in den ersten Grundschuljahren. Sie ist eine sehr schwer zu erlernende Sprache, denn sie basiert nicht auf dem lateinischen Alphabet, wie wir es gewohnt sind, sondern verwendet das amharische Abugida, das uns auf den ersten Blick Kalligraphie zu sein scheint. Des Weiteren werden „explosive“ Laute benutzt, die recht schwer auszusprechen sind, wenn man sie nicht gewöhnt ist. Amharisch ist hat eine sogenannte Silbenschrift: Zu jedem der 28 Konsonanten wird jeweils einer der sieben Vokale hinzugefügt, die dann zusammen einen Buchstaben bilden. Zusammen mit einigen Sonderzeichen entstehen so 276 verschiedene Buchstaben. Zum Vergleich: Unser deutsches Alphabet hat 26 Buchstaben.
In den darauffolgenden Schuljahren bis ins Hochschulwesen ist Englisch die gängige Unterrichtssprache. Das bedeutet aber nicht, dass jeder Äthiopier Amharisch spricht und noch weniger Englisch. Die Muttersprache der Bevölkerung hängt von der Region ab. In der Oromo-Region etwa spricht die Mehrheit Afaan-Oromo. In der Tigre-Region (aber auch in Eritrea) spricht man vor allem Tigrigna. Außerdem geht nicht jeder zur Schule oder bleibt dort lange genug, um Amharisch oder Englisch zu erlernen. Sobald man die Hauptstadt oder die großen Städte verlässt, ist die Kommunikation daher oft kompliziert. In den staatlichen Schulen sitzen oftmals 50 bis 150 Schüler in einer Klasse mit einem Lehrer. Die Hauptfächer in der Schule sind Mathematik, Sprachen, Naturwissenschaften und Erdkunde. Doch die Kinder lernen auch viele praktische Dinge, zum Beispiel wie man einen Garten anlegt.
Wenn auch inzwischen aufgrund der Schulpflicht die meisten Kinder eingeschult werden, geht doch nur ein kleiner Teil längere Zeit zur Schule oder beendet sie mit einem Abschluss. Nicht einmal die Hälfte der Kinder schließen die Grundschule ab. Und nur ein kleiner Teil geht auf die weiterführende Schule. 50 von 100 Kindern können immer noch nicht lesen und schreiben und 36 von 100 Erwachsenen ebenso nicht. Auch sind die Unterschiede zwischen den Kindern, die auf dem Land oder in der Stadt wohnen, groß. Auf dem Land haben die Kinder oft einen weiten Schulweg, sodass gerade dort Hilfe und Unterstützung benötigt wird. Daher sind wir dort als Meducare-Stiftung aktiv und unterstützen seit Jahren das Kindergarten- und Schulprojekt der Harvest Church of God großzügig.
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